Andalucia Tagebuch von Steffen Moberg

EL CHORRO 2010

Wir schrieben das Jahr 2010. Es war November und saukalt in Deutschland. Da beschlossen wir uns auf den Weg nach Südspanien zu machen. Eine Freundin, die zu dem Zeitpunkt dort unten in Malaga wohnte, wollten wir auch noch besuchen. Somit ließ sich das wunderbar mit einem Kletterurlaub bei gefühlten 20° verbinden. Also ab ins Auto und los. Vor uns lagen 2320 km. Die Fahrt dauerte 32 1/2 Stunden. Wir kamen eineinhalb Tage später an. Es war nachts um 2. Erst mal duschen gegangen und Malaga unsicher gemacht, auf der suche nach was essbarem. Natürlich hatte um die Uhrzeit nichts auf, wo man sich etwas zwischen die Kiemen hätte hauen können. Also zurück zum Auto. BOOOOOOOOOOOOOOOM. Der Schock. Hatten die uns tatsächlich das Auto aufgebrochen und ´´ALLES´´ mitgenommen. Angefangen von den Klamotten, bis hin zur kompletter Ausrüstung. Wir standen also da und hatten nichts mehr. Lediglich die Sachen, die wir noch an hatten. Ok. Ewig nicht gepennt. Jetzt erst mal der Act mit den Cops. Die dort so gar nicht freundlich waren. Sie haben uns erst mal jegliche Hoffnung genommen, die Sachen je wieder zu sehen. Danach erst mal bis mittags die Rennerei für ´ne neue Scheibe. Naja. Shit happens. Aber die Leute von Car Glass waren wirklich der Hammer. Die haben Ihre Arbeit wirklich gut gemacht und waren außerdem richtig nett. Die Stimmung hatte sich mittlerweile auch wieder verbessert. Erst mal noch was essen gegangen und auf nach El Chorro. Dort angekommen erst mal den Campingplatz inspiziert. Er war wirklich schön. Und das Herz blutete, als ich die Felsen sah und an meine Sachen dachte. Der nächste Weg war der zum kleinen Klettershop von El Chorro. Dort wurde dann erst mal das Nötigste Equipment gekauft, dass der Urlaub nicht voll ins Wasser fällt. Er hatte solches Mitleid mit uns, dass er uns eine Runde Zahnbürsten schenkte. Die waren ja auch weg. Ein Stückchen weiter oben hat Migúel seinen Laden. Naja. Laden kann man nicht sagen. Wir liefen eine kleine Gasse rein, die wirklich sehr klein war. Plötzlich gieng eine Tür auf und eine kleine, gut beleibte alte Spanierin stand vor uns. ´´La tienda?´´

´´Si Senórita´´ Sie lief an eine andere Tür, machte sie auf und schrie schon fast. ´´Migúel, tienes la clientela!!!´´ Dann kam Migúel. Ein kleiner, alter klappriger. Aber er hatte eine Art an sich, die uns Städtischen Leute wirklich neidisch werden lässt. Sowas wie Hektik und Stress kennt er nicht. Ganz gediegen giengen wir aus der Gasse zu einer kleinen Garage. ´´Hä?´´ Das ist also der Laden. Wie geil ist das denn.

Es gab auch noch einen anderen Laden, der wirklich wie einer aussah.

Dieser hatte aber erhebliche Preise. Ok. Zurück zum Campingplatz. Abends erst mal ein paar, oder auch mehr Servezas getrunken und ab in die Falle. Wir schliefen wirklich gut. Bis!!!!! Bis irgendein total besoffener Russe anfing rumzubrüllen. Anscheinend haben ein paar russische Mitmenschen etwas über den Durst getrunken. Der eine ging ins Zelt pennen. Der andere Fand dieses nicht mehr. Also rief er nach seinem Kumpel. ´´IIIIIIIIIIgooooooorrrrrrrrr´´ ´´IIIIIIIIIIIgoooooooorrrr´´. Und das so laut, dass es jeder hören konnte. Das ging fast eine Stunde. Bis die Campingplatzbesitzerin kam und mit der Polizei drohte. In diesem Moment hat er den Vogel abgeschossen. Er antwortete in der gleichen Lautstärke, in der er vorher gerufen hatte mit einem lauten, ´´sooooooooooooorryyyyyy´´, ´´i´m soooooooorrrrryyyyyyy´´ Der kumpel kam dann irgendwann, nahm Ihn mit zum Zelt und es war wieder ruhig. Ich machte am nächsten Morgen die Augen auf und das erste was mir in den Sinn kam, war die Anderen zu wecken. Mit einem herzhaften, IIIIIIIIIIIIIIGOOOOOOOOOOOORRR

holte ich sie aus dem Schlaf. Alle, also nicht nur wir, sondern der ganze Campingplatz machte sich über sie lustig. Nach dem Frühstück machten wir uns erst mal auf den Weg nach Álora. Wir brauchten neue Kleider und alles, was man so zum Leben benötigt. Danach ging es erstmals zum Fels. Ich blickte hoch und sah auf ca. 30 m einen Umlenker. Aber keine Haken zwischendrin. Kurz nachgedacht, beschlossen die Tour zu gehen und rein in die Schuhe. Unterwegs legte ich dann eine Sanduhr, bei der ich mir nicht 100%ig sicher war, ob sie halten würde. Egal. Nicht weiter nachgedacht, sondern weiter geklettert. Die 2. Sicherung legte ich auf etwa 20 m. Ich habe mich noch denken hören ´´Steffen, flieg bloß nicht, die hält nicht!´´ Aber das war reine Kletterei. Die letzte Sicherung legte ich dann auf etwa 27 m und war heilfroh. Das letzte Stück war dann doch etwas anspruchsvoll für ´´free solo´´.

Am Umlenker angekommen stieg eine riesen Freude in mir auf.

Eine wundervolle Gegend, die Aussicht war super und das Wetter einfach herrlich.

Ich wollte das Seil schon abziehen, als ich jemanden rufen hörte. Aha. Ich war der einzige, der diese Tour im Vorstieg kletterte. Es fing dann bald zu regnen an und wir gingen wieder zum Zeltplatz. Eine Dusche und ein paar Servezas später wurde dann auch der Hunger groß. Den Abend verbrachten wir dann mit erzählen und mucho Serveza.

Tags darauf waren wir wieder in Álora. Mittags wieder an den Fels. Diesmal weiter unten. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Spielerei an diesem schönen Gestein. Leider wurde das Wetter wieder mal schlechter und zwang uns das Ende des Tages vorzuziehen. Mittlerweile unterhielt man sich mit einem anderen deutschen Pärchen. Tauschte Erfahrungen aus und machte Quatsch miteinander. Für den nächsten Tag wurde dann eine gemeinsame Unternehmung geplant. Es ging nach Valle de Abdalajis. Dort waren wir dann erst an einem technisch schönen Kletterfelsen, wonach wir dann im Anschluss die Felsen direkt am Parkplatz aufsuchten. Und wiedermal kam die Dunkelheit.  Also zurück zum Zelt. Der Abend war wieder sehr relaxt bei mucho Serveza.

Ausschlafen war an diesem, letzten Tag nicht wirklich drin. Wir fuhren nach Malaga, wo ich das Auto bewachte und auf die Anderen wartete, die die Freundin abholen waren. Sie wollte den letzten Tag mit klettern gehen. Es war ein sehr schöner Tag. Nicht viel, aber sehr intensiv geklettert. Waren wieder  mal sehr schöne Touren dabei. Jeder Abschied ist bekanntlich schwer. Aber er musste ja kommen. Wir fuhren also unsere Freundin wieder nach Malaga und machten uns auf den Heimweg. Und es war, als würde Spanien uns vermissen. Es regnete die gesamte Heimfahrt. Aber ich muss zugeben. Auch wenn ich fremde Kulturen und Sitten sehr interessant finde, war ich froh, irgendwann kein Spanisches Gedudel mehr hören zu müssen. Das traute heim kam immer näher, und die Freude auf das eigene Bett wuchs Kilometer für Kilometer. Dann kamen wir an der langersehnten Grenze zu Deutschland an. Jetzt war es nicht mehr weit. Und man sah den Schnee und die Kälte, die draußen vorbeizogen. Brrrrr. Die Heimat war erreicht und ich zog mein Resümé.

Es war ein schöner, aufregender, aber auch teurer Urlaub.

 

Written by Steffen Moberg

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